Herkunft des Liedes Stille Nacht

Ein Klick auf das Notenblatt öffnet die Noten als PDF zum Drucken.

Urspüngliche Seite: Quelle

Herkunft des Liedes Stille Nacht, heilige Nacht

Trennstrich

Hier klicken, um das Stück als Midi-Datei anzuhören.

Hier können Sie die Capella-prof-Datei downloaden.
(was nur Sinn, ergibt, wenn Sie mit Capella 2000 aufwärts arbeiten)
Näheres dazu unter "häufig gestellte Fragen"

Trennstrich

- Zu den Noten - Zur Griffschrift

Komposition

Textdichtung

Sprachliche Hinweise

Zusammenfassung

Altes Notenblatt aus 1846

Dieses heute weltweit bekannte Weihnachtslied hat der Kaplan Joseph Mohr (1792-1848) im Jahr 1816 in Mariapfarr im Lungau gedichtet, dem Lehrer Franz Xaver Gruber (1787-1863) am Mittag des 24.  Dezember 1818 übergeben, der sofort in seinem Wohnort Arnsdorf die Melodie komponierte. Das Lied wurde am gleichen Abend in der Kirche von Oberndorf erstaufgeführt - wie in vielen romantischen Geschichten, aber auch auf Wikipedia und auf der Seite der Stille-Nacht-Gesellschaft zu lesen ist.

Franz Xaver Gruber hat dies im Dezember 1854 unter dem Titel " Authentische Veranlaßung zur Composition des weitverbreiteten Weihnachtsliedes Stille Nacht, Heilige Nacht " sogar selbst niedergeschrieben, wie ebenfalls im Internet zu finden ist.

Das Original-Lied , niedergeschrieben von Josef Mohr um 1823, findet man ebenfalls im Internet, eigenartiger Weise auf der Seite der lateinischen Wikipedia.

omposition

Nun bekam ich im Österreichischen Volksliedwerk eine Kopie eines alten Notenblattes aus einem alten Notenbuch für Violine Primo, ich habe es unten abgetippt, ohne es dabei zu verändern, also auch im ursprünglichen Satz. Geschrieben wurde es 1846 in Obertraun, was mit der oben angegebenen Ursprungsgeschichte ja zusammenpassen würde. Die Melodie passt mit einigen wenigen Unterschieden ziemlich genau zum bekannten Lied, und auch die Überschrift stimmt dazu.

Als Titel des Buches wurde angegeben

Altes Notenbuch. Inhalt: Steirer, Landler, Schleinig, BeirischPolka, Walzer, Polka, Schottisch, Mazurka.
Von meinem Großvater Leopold Kaiser, 1846, Eigenthum: Leopold Kaiser, Obertraun 4, geb. 24. 4. 1879.

Allerdings sagte mir Norbert Hauer vom Österreichischen Volksliedwerk, genau diese Melodie wurde auch schon 1816 ganz wo anders aufgeschrieben. Wenn das stimmt, hat Franz Xaver Gruber diese Melodie vielleicht gekannt? Oder zumindest irgendwo gehört? Und dann in der kurzen Zeit, die ihm zu Komposition und Satz zur Verfügung stand, dieses ältere Lied verwendet? Er hat vielleicht sogar selbst geglaubt, es komponiert zu haben, wenn er sich an die ältere Melodie nicht mehr wirklich erinnerte?

extdichtung

Es wird angegeben, Joseph Mohr verfasste 1816 in Mariapfarr im Lungau den Text von "Stille Nacht!" in Form eines Gedichtes. Nun lese ich im Heft "Stiller Advent" 2014 der Niederösterreichischen Volkskultur und auch in anderen Quellen:

Text: Joseph Mohr (1792 - 1848), 1816 aus dem lateinischen Text "Alma nox, tacita nox!" übertragen.

Joseph Mohr hätte das Gedicht also nicht selbst geschrieben, sondern nur aus dem lateinischen übertragen. Peter Gretzel vom Niederösterreichischen Volksliedarchiv schreibt dazu: Das von Frau Ingeborg Weber-Kellermann verwendete Wort „Übertragung" bedeutet, ein Text dient lediglich als Vorlage und wird frei in derselben oder in einer anderen Sprache wiedergegeben. Das Lied ist auf jeden Fall eine Neuschöpfung - und damit ist Joseph Mohr natürlich der Autor des Textes

Im Spiegel 1948 lese ich in einer wieder sehr romantischen Geschichte dazu, dass ungenannte "Sprachkenner" dies bereits um 1900 widerlegt hätten, da der lateinische Text zu holprig sei. Warum also wird diese Geschichte 2014 wieder erwähnt?

Den Text auf lateinisch gibt es auch im Internet . Vom holprigen Latein steht hier nichts. Dafür sind auch andere Varianten angegeben, wie man das deutsche Lied nach Latein übersetzen könnte. In der "Liederkunde zum evangelischen Gesangsbuch steht dazu: "Latinisierung, um 1890". Und die Hl.Geist-Gemeinde Balingen bringt sogar den vollen lateinischen Text , 3 Strophen mit deutscher Übersetzung, die mit dem Text Mohrs eigentlich nicht sehr übereinstimmt.

Bei Schott-Musik lese ich

Am Ursprung dieses berühmtesten deutschen Weihnachtsliedes steht wahrscheinlich ein lateinischer Text, der auf einer Dorfkirchenempore im Bayerischen Wald gefunden wurde:

Alma nox, tacita nox! ...

Der Dichter des Textes Joseph Mohr wählte für seine Übertragung die dreistrophige lateinische Vorlage, um den an seinem Pfarrort üblichen derben Mundartliedern einen hochdeutschen "bürgerlichen" Text gegenüberstellen zu können.

Den hier zitierten Original-Text aus dem Buch " Ingeborg Weber-Kellermann, Das Buch der Weihnachtslieder, S. 165 " habe ich als PDF beigefügt.

Die Kirche in Thurmannsbang , die hier offensichtlich gemeint ist, stammt aus dem Jahr 1763, sie wurde 1904 umgebaut, wahrscheinlich wurde dabei dieser Text entfernt, heute ist  er nicht mehr sichtbar. Näheres ist daher nicht mehr feststellbar.

In den Vorarlberger Nachrichten lese ich

In irgendeinem alten Kirchenbuch fand er den etwas holprigen lateinischen Text ...

prachliche Hinweise

Ich kenne mich zwar mit Latein nicht so aus, aber ich habe von einem Lateiner gehört, das Gedicht sei eher der lateinischen Sprache angepasst als der deutschen Sprache, das würde also für eine Übersetzung aus dem Lateinischen sprechen. Jedenfalls haben deutschsprachige Lieder meist Auftakte, was der deutschen Sprache mit ihren vorangesetzten Artikeln entspricht. Dieses Lied hat nirgends einen Auftakt, ein weiterer Hinweis? Anpassung an die auftaktlose Melodie kann es nicht sein, da ja der Text nach allen Angaben vorher vorhanden war.

usammenfassung

Wenn einiges von dem obigen stimmt, hätte Mohr den Text allerdings nicht wörtlich, sondern sinngemäß übersetzt, übertragen, und aus den angeblich vorgegebenen 3 Strophen 6 Strophen gemacht. Er hätte also auch nach dieser Version eine dichterische Leistung erbracht.

Wenn nicht das oben erwähnte "alte Kirchenbuch" irgendwann auftaucht, werden diese Fragen wohl nie geklärt werden. Tatsache ist jedenfalls, dass Gruber und Mohr dieses Lied im Jahr 1818 geschaffen haben, ob durch alte Vorbilder inspiriert oder komplett neu geschaffen, ist nicht so wichtig.

ltes Notenblatt aus 1846

Home - Zu den Noten - Zur Griffschrift

Trennstrich

Zurück zur Übersicht

Noten können auf stammtischmusik.at bei Franz Fuchs auch gekauft werden

Impressum | Datenschutz