Es gibt noch viel mehr Gstanzln, Strophen zu diesem alten
Wiener Lied, harmlose und nicht ganz so harmlose aus der Wiener Unterwelt.
Einige habe ich hier angefügt. Wenn Sie weitere Strophen kennen, ersuche ich
Sie, mir diese zuzuschicken, damit ich sie hier anfügen kann. Ich beginne mit den beiden Strophen, die mein Vater zu
diesem Lied gesungen hat, die aber auch im Granatentanz bzw. in anderen Liedern
vorkommen.
Draußt in Retzer Stadl wohnt mei saubers Madl,
huckt am Fensterbrettl, zählt die Zehnerzedl,
red't an jedn an, dass er's küssen kann
um so an Zehnerzedl d ganze Nacht.
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I bin a Zimmermann, der ah guat zimmern kann,
Madl, da wirst schaun, i kann dar a Häusl baun,
Madl, da wirst lachn, i kann dar a Wiagn machn,
wann mar a Kindl kriagn, kannst as drin wiagn.
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Draußt in Hütteldorf steht a Knödlhüttn,
kriagst an Kruspelspitz und ah a Togoschnittn.
Is a schöner Sunntag, kummt durt alles zsamm,
des was nur fressn und ah saufn kann.
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Draußt in Liabhartstal steht a altes Haus,
da haut die Wirtin gern die ganzn Leut hinaus,
die auf n Boden schmeißen ihre alten Tschick,
wer ihr auskummt, der hat no a Glück.
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Wer den ganzn Tag nix macht, schaut andern zua,
will auf d Nacht, weils wahr is, ah sei heulige Ruah.
Der harbe Tanz tuat singan aus der untern Lad,
der is und bleibt a richtiger Granat.
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Der alte Hödlmeier is a Rabenbratl,
möchte an guatn Wein, dazua a feins Zigarrl,
und a saubers Madl in der schönstn Wichs,
aber zahln will der Hallodri nix.
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Die alte Waschtrognanni is ein Hauptatout,
schaut von hint und vorn aus wie ein Känguruh.
Kummt's amal in d Höll, oh je, des war a Graus,
da fahrt vor lauter Schreck der Teufel aus.
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Neuli bin i gangan, s war scho in da Fruah
in a Gulaschhüttn auf a Suppn nur.
Alle habm mi kennt, da Schmäh und Stoß is grennt.
I bin und bleib a Dschent und hab alls brennt.
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Neuli bin i gangan durch das Tor in Stan,
durtn bin i gsessen zehn Jahr ganz allan.
Was die Heh net gneißt, dass i jetzt bin hochweiß,
des hat die Kraft mar gebm zum Überlebm.
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Der lange Wassererschani aus der Jägerzeiln
lasst die Rösser durschtn und geht liaber käuln.
Reißt er an Gogl auf, den was er rupfn kann,
draht er eam an falschen Gadern an.
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Der alte Draxler Peter hat kan Silberguldn,
nur an Haufn Kinder und an Binkl Schulden.
Er schaut ka Arbeit an, dazua is er viel z'schwach,
aber saufen tuat er wia a Loch.
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Drunt im Liachtental, da wohnt a Schneidergaß,
die vom ganzn Grätzl alle Gschichtln waß.
Die alten Weiber ham des schiefe Mandl gern,
weils von eam die neichstn Tratscher hörn.
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Und der Schuastertoni is a feiner Kerl,
macht für d Gigerln nur die allerfeinsten Röhrln.
Auch den Damen zeigt er, was a Schuaster kann
und messt eana d feinsten Bockerln an.
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Der gstutzte Fleckerl Ferdl hat zwa Rösser rennan,
die von jedn Hupfer eam des Gerschtl brennan.
Wann eam ane schiaßt, des is ana jedn gwiß,
daß's an patzn Fahrer packt im Gfrieß.
Von Dr. Hans Christ bekommen:
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Da foische Goidzauhnwickerl hot beim Stoß valuan,
hängt beim Saugerl in da Kreid´n bis iwa d´ beiden Uahn.
Weu nach viazehn Tog ea no nix brenna kau`,
haum ´s eam d´ Schleif´n geb´n in da Kriau.
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Da Krischpindl-Poidl tuat de Klaumpfn zupf´n,
da g´schlitzte Messa-Nazl tuat sein Feitl schupf´n,
und de Rauchfaung-Susi hot an neichn Dschent,
den i aus da "Liesl" net hob g´kennt.
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Da Zigeina-Schurl is a Taschlziaga
und da g´schwinde Rudl fraunk a Trickbetriaga.
Waun de zwaa si treff´n, hot heanoch aum End´
a jeda wos vom aundan in de Hend!
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Und da Schwindsucht-Edi is´ da gresste Ruaß,
stöht si´ mit olle Strizzi auf an guat´n Fuaß,
dabei is´ a in Wiaklichkeit a foischa Hund,
losst si´ von da Heh schmian fia an Zund.
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In de Praterau´n
schded a oide
Fee.
Ma kaun s´ ned auschau´n,
dabei woa s´
fria schee.
Daweu s´ aum Gogl woat,
und es schewan iare foischn Zend.
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Von Trude Maly habe ich den Refrain auch in der
O-Sprache gehört, der alten Geheimsprache der Musikanten in Wien. Dies ist nur
eine Übersetzung des oben angegebenen Refrains.
Auf dar Ossnge Odlme oschnpe,
onsche Onfre d Maß veronhe.
Wann ma eana s oggawe,
osslbe an die Oaglge ongschpre,
hebms Oaxlhe hoach in d Oahe
und onschre: Juchhe.
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Die O-Sprache verwendeten die alten wiener Musikanten, um sich zu unterhalten, ohne vom Wirt oder von den Gästen verstanden zu werden. Einfache Erklärung: In jedem Wort wird ein Selbstlaut durch ein O ersetzt, die Silben werden vertauscht und als Abschluss wird ein E angehängt. Es gibt sogar ein Buch darüber, das ich allerdings nicht besitze,
Näheres erfahren sie beim
Wiener
Volksliedwerk
.
Über die Zusendung weiterer Gstanzln freue ich mich und
werde sie mit Namensnennung hier anfügen. Bitte senden an
Franz
Fuchs
.
Hier
habe ich auch ein altes
Flugblatt
mit den ursprünglichen Glasscherbntanz
eingefügt.
Glasscherbntanz, gesungen von Fritz Muliar
Wer die heute nicht mehr gebräuchlichen altwiener Ausdrücke nicht in heutige Sprache übersetzen kann, im
folgenden Video wird einiges erklärt:
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